Peripherie und Binnenraum

GRUNDBUCHÜBERMALUNG / BUNDESVERMÖGEN / AUSLAUFMODELL / BOSNIENMODUL / DAS GLEICHGEWICHT IN DER HECKE / KURIER DÜRER – Objekt, Installation, Fuzzybilder, Künstlerbücher – 1991 – 1998

Ausstellungen und Abbildungen/Bildergalerie zu den Themen

Die Abbildungen sind innerhalb der Ausstellung DAS BUNDESVERMÖGEN in der Galerie Peter Lang, Leipzig 1992 entstanden.

Der Themenbereich GRUNDBUCHÜBERMALUNG war ein wesentlicher Bestandteil der Ausstellung.

Studienbuch 1 von 3 / GRUNDBUCHÜBERMALUNG, 1991, 30×21 cm, Teer /Asche/Farbe auf Papier

1991 bekam ich die Gelegenheit, das Grundbuch meines Heimatortes einzusehen. Die Angestellte des zuständigen Katasteramtes war, des großen Andrangs wegen, sehr beschäftigt und ich nutzte die Gelegenheit, mehr als die mir erlaubten Seiten zu betrachten. Die härteste Form der Eigentumslöschung nahmen die Sieger des 2. Weltkriegs vor. Ich habe sie lediglich in meine Arbeit einbezogen und daraus ein Thema gemacht.

Eine öffentliche Wahrnehmung der Ausstellung gab es ausschließlich nur durch die BILD vom 19.12.1992. Sie benutzte ganz selbstverständlich das BUNDESVERMÖGEN für ihre Zwecke und das war ok.

Installation HAMBURGER AKTIVSTEN

UNITED COLORS OF BETON

Galerie Peter Lang/ART COLOGNE 1993 – 110 x 90 cm

LEINWANDHEILUNG

UNITED COLORS OF BETON –  Galerie Peter Lang

ART COLOGNE 1993 (80 x 60 cm)

Installation AUSLAUFMODELL, Gelände der ehem. sowjetischen Kaserne Schwerin (MVP) – NACHHUTKUNST – 1993

Rauminstallation BOSNIENMODUL – ehem. sowjetisches Militärgebäude – NACHHUTKUNST Schwerin (MVP) 1993

Ausgewählte Werke – BOSNIENMODUL

DAS GLEICHGEWICHT IN DER HECKE – Studienbuch, Objekte, Fuzzy-Bilder, DER HEILER KOMMT SPÄTER

Ausstellung Lindenau-Museum Altenburg 1995

Seitenauswahl aus Studienbuch DAS GLEICHGEWICHT IN DER HECKE

DER HEILER KOMMT SPÄTER – Multimediaskulptur 1994, (künstlerische Konzeption: Bernd Schlothauer, Organisation und Ausführungsleitung: U. Kavka-Schwerin, elektr. Steuerung: Dani).

Lindenau-Museum-Altenburg 1995 – DAS GLEICHGEWICHT IN DER HECKE ( zur Ausstellung erschien ein Katalog mit 80 Seiten und einem Geleitwort von Jutta Penndorf).

Auswahl – Ausstellungsobjekte – DAS GLEICHGEWICHT IN DER HECKE

KURIER DÜRER – 22 Tafeln, 1996, 31 x 23 cm, Kopie und Überdrucktechnik auf Kreidegrund auf Pappe/15 Originalzeichnungen als Kopiervorlage.

Text in Form einer Nachbetrachtung des KURIER DÜRER (2019, Werkverzeichnis der Objekte, Materialbilder und Collagen 1993-2000) EDITION: never live in the herd ©Bernd Schlothauer

Das Gehirn ändert sich durch seine Benutzung und Augen wachsen bis sie scharf sind.
Der „KURIER DÜRER“, oder was hat Fuzzy Logic mit Albrecht Dürer zu tun?
Eigentlich ist das eine dumme Frage, oder besser krumme Frage, die dennoch in ihrem Ursprung die Tiefe des Inneren, den Kern sucht. Meine ernste Frage, die ich diesem Zyklus vorausstellte, war: ist Anmaßung ein probates Mittel der Kunst?
Die Lehrmitteleigenschaft der Kopie zum Zweck der Aneignung durch Eindringen in das Kunstwerk eines ANDEREN, war, vom eigenen Temperament betrachtet, zwangsläufig abzulehnen. Vielleicht war das aber falsch.
Wo und wie ist der Weg zum „Kurier Dürer“ und welchen Pfad muss ich gehen? Oder ist der Weg der eigene Pfad?
Und überhaupt, ist nicht alles Kopieren eine Form der Anbiederung an etwas, an das man doch nie heranreicht?
Der Reiz des vorprogrammierten Versagens schwingt mit. Warum fließt Zeit immer in Zeit und Kunst immer in Kunst und warum verliert etwas an Wert, wenn man es vergleichen kann? Wie sieht meine Form der Annäherung an das Wunder der Übereinstimmung von Wollen und Können an der anderen Seite des Flusses aus?
Einige Jahre vor meiner Arbeit am KURIER hatte ich den ersten Kontakt zu mathematischen Systemen der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Obwohl ich von Mathematik eigentlich nichts verstehe, fasziniert mich doch sehr ihre Visualisierung. Auch das kann eine Form, ein Vorbote der Annäherung sein. Allein die Voraussage, computing with words, die die Fuzzy Logic begleitet, tat das Ihre. Sie inspirierte mich.
Obwohl ich weiß, dass Inspiration längst auf dem Müllplatz der Kunstgeschichte verdorrt, glaube ich unbeirrt genau an diese altmodische Initialisierung. Mögen auch viele Künstler ihre Bestätigung des einmal Geleisteten, basierend auf permanenter Übung im GEWESENEN finden, mich interessiert es nicht einmal beiläufig. Meine Erwartungen an das, was der Zauberkasten der Neuzeit:  Installation, Performance und die schier unendlichen Möglichkeiten der digitalen Visualisierung zur Verfügung stellt, hält sich in Grenzen. Allzu schnell wird in kunstgierigen Händen dies zu Lehrmitteln und Beispielen der Selbstdisziplin, was als Strom und Fluss geglaubt wird, zur mehr oder weniger einträglichen Arbeit auf dem Exerzierplatz der Kunst. Erfolg und Bewunderung schaffen Wahrnehmung und vorübergehend beflügeln sie sogar das Soziale. Das hat allerdings, genau wie die andere Seite des KÜNSTLERMAHLWERKES, Konsequenzen.
Konsequenzen hat alles Tun und Treiben, selbst mein KURIER DÜRER. Es sind aber andere. Was mich interessierte, war wohl eher eine Probe, vielleicht sogar ein Modell für die eigene „Ungeschicklichkeit“ in ihrer künstlerischen Dimension als Möglichkeit, eben nur eine andere Seite der Unschärfe als Dimension der Fuzzy Logic zu erkennen. Gibt es einen Zusammenhang und wie bringt man beides in eine Form mit meinen ureigenen Mitteln? Schafft die Fähigkeit zur Kunst (Talent) und ihre ANZEIGE (Inspiration) ein neues künstlerisches System der ANEIGNUNG? Ich habe mich dann doch für die Kopie als Mittel zur Überprüfung ungleicher Systeme entschieden. Dürers „Kleine Passion“ als Kopiervorlage auf der einen und Originalzeichnungen von mir ebenfalls als Kopiervorlage auf der anderen Seite. Das überraschende und verbindende Element wurde während des Schaffensprozesses die beigefügte konkrete Dichtung der Fuzzy Logic. Dies in Form von Eingabewerten, wie Nicht, Und, Oder, links eins, rechts eins, Mitte 0, Zurück, Hilfe, Sprache, betrachtet und berechnet aus der Bewegung eines Pendelwagens, der ein mit Rotwein gefülltes Glas trägt und in verschiedene Richtungen bewegt wird und so unter anderem auch die Konsequenzen des Trägheits – und Gravitationsgesetzes zu spüren bekommt. Die Darstellung der Konsequenzen werden im Center – of – Gravity einem Off – Sprecher übereignet, der die Ereignisse in ein Regelwerk von Worten und Sätzen einbindet und sozusagen der Dichter ist.
Was ist nun das Besondere?
Ganz einfach ausgedrückt, ich erkannte mich in diesem System wieder.

Auszug/Auswahl aus Ausstellungskatalog KURIER DÜRER FUZZY-BILDER – 1998 LOCCUM mit Off-Sprecher

FUZZY-GEDICHT    -START – ZUFALL-