Kunstbegriff
Diese Seite ist zwangsläufig sehr persönlich und erhebt keinen Anspruch auf Nützlichkeit
KUNSTBEGRIFF ist etwas, was es eigentlich gar nicht gibt. Dennoch gibt es sehr persönliche Aspekte, die ich nicht verschweigen will.
Der Wichtigste: Ich möchte gern, aber ich will nicht!
Wenn sich etwas ereignet, ist das noch lange kein Grund ein Bild zu malen. Wird aber etwas zum Ereignis, malt sich das Bild von ganz allein. So denke ich nicht, wenn ich male und male nicht, wenn ich denke.
Warum gibt es kein WARUM? Weil alles ganz einfach ist. Auch wenn man es nicht gleich erkennt, oder zu spät, oder vielleicht zu früh, oder auch gar nicht. Ich übe nicht, ich probiere, weil der Künstler eben kein Artist ist, sondern ein wahrhaftiges ICH.
Nur im Schlaf habe ich die nützlichsten Gedanken, nämlich gar keine. Gelegenheiten kommen und gehen. Inspiration, oder wie es Friedrich Nietzsche nennt, wunderliche Plötzlichkeit, habe ich, weil selten, nicht nur zu schätzen, sondern auch für mein Werk zu nutzen vermocht.
Kunst und Künstlersein ist selbst auferlegter LUXUS im schöpferischen Wollen. Fällt somit nicht in einen gesellschaftlichen Rahmen von behüteter Sorgfalt (Bedarf, Aufmerksamkeit, Ruhm, Anerkennung, Ehre). Bisweilen werden Künstler vom System benutzt, um Einfluss zu generieren und den quantitativen Massenandrang in einen angeblichen Bereich kreativer Nützlichkeit umzuverteilen. KÜNSTLER sind nicht KREATIV, sondern SUBVERSIV. Sie BILDEN ein auf ihr Werk und sich selbst bezogenes EREIGNISFELD. Das zu schaffen, ist keine Kleinigkeit.
Ich glaube an die Nützlichkeit der RESTE einer wie auch immer geplanten Struktur. Sie fallen immer ab, aber nicht weg. Reste atmen. ABFÄLLE dagegen sind nur Verweise auf eine schier unendlich anmutende Fülle von mehr oder weniger nützlichen Möglichkeiten. Ich gehe ihnen aus dem Weg.
Die Kunstgeschichte ist eine BOX in die der Künstler hineinschaut, um zu erkennen, dass es vor ihr keine Ausreden gibt.
Am Beginn jeder Arbeit an einem Werk steht die VORAUSSETZUNG des Scheiterns. Gelingen ist eine Frage der Abfolge richtiger und falscher Entscheidungen. Scheint etwas gelungen, bleibt der Zweifel als nützliches Korrektiv. Nur der objektive Bedarf (Produktlinien und Vermarktung) kontert den Zweifel. Allerdings, Zweifel allein schafft kein Kunstwerk.
SELBSTERKANNTES
WAS BLEIBT IST DIE ERFAHRUNG DURCH KUNST
GESCHICHTE
ist das, was übrig bleibt (when something is left over). Je mehr man von ihr weiß, um so weniger interessant werden die eigenen Bedingungen als Künstler. Da allerdings die meisten Künstler in ihr eine Bleibe für die Ewigkeit suchen, bleibt ihr nichts anderes übrig, als sie zu vergessen.
EIGENTLICH
fällt einem Maler nichts ein, aber durchaus etwas auf. Einfälle, soweit man sie in seiner Arbeitsweise duldet, produzieren nur Ausfälle in einer weitergehenden Art der Wahrnehmung. Sie sind nicht selten nur Blockaden im Werden eines Bildes.
AHAEINKÜNSTLER
Die Frage nach dem WAS scheint mir wichtiger, als die nach dem WER ist eigentlich ein Künstler. Kurz, ein Mensch, der seine Außenseiterrolle nicht nur in sich spürt, sondern sie sucht, findet und mit seinem Werk verteidigt.
VERGESSEN
ist die höchste Form der Aneignung. Das meint nichts weniger, als den Anspruch darauf, das Unvermeidliche zu dokumentieren. Dazu sind Bilder geradezu einzigartig privilegiert. Mir ist keine andere Kunstform bekannt, die dies so nachhaltig sichtbar macht.
DIE NETZWERKER,
die auf eine möglichst breite öffentliche Wahrnehmung setzen und die Anzahl der Klicks als Teil ihres Rankings verstehen, dienen einer verabredeten Proklamation von Kunst, die ihre Behausung aktuell in der CLOUD gefunden hat. Sie vergessen bisweilen, dass dieser, von ihnen verherrlichte Bereich, ein rein handwerklicher ist. Obwohl der Begriff MARKTWERK angebrachter erscheint, wurde ihr digitales Verlangen vorschnell zum KUNSTWERK emporgehoben. Da allerdings das Konzept ihres Tuns nur selten in ein Werk mündet, sondern in einer Datei, ist ihr digitales Verlangen tatsächlich ein Wolkenkuckucksheim.
DER ZEITGEIST
ist eine Dimension, die den Künstler frühzeitig das Fürchten lehren sollte. Über ihn haben sich viele ausgelassen. Ich muss gestehen, mir fiel er nie auf.
WENN ÜBERHAUPT,
hatte ich nur einen wahren Künstler als Lehrer, K.W. Streubel. Sein SYSTEM war nicht leicht zugänglich, öffnete sich nur langsam über schwer verständliche Begriffe. An eine Deutung war nicht zu denken. Dennoch reichte ein Blick auf seine Bilder an den Atelierwänden, um zu erkennen, dass hier jemand ohne ZWEIFEL ein UNBEIRRBARER und auf sein WERK Fixierter war. Er ließ keine Sekunde den leisesten Zweifel an seinem Anspruch als Künstler.
K.W. Streubel (1921-2002) lebte und arbeitete in Gotha (Thür.)
ÄLTER
zu werden und sogar REIF in und mit seinem Werk, ist absolut keine Schande, sondern Sinn allen Tuns, auch wenn die neuen Protagonisten der Onlineartistik das verabscheuen und ihr eigentliches Ziel die Abschaffung des ORIGINALS ist. Ob sie tatsächlich den Olymp mit Hilfe der DIGITALISIERUNG zu ihren Gunsten besteigen, bleibt abzuwarten. Vielleicht enden sie da, wo man sie im Moment nicht vermutet, in der Abteilung Systemkunst der Strategen und Vorturner, oder gleich in den Portemonnaies der Sammler. Sollte das ihr eigentliches Ziel sein? Dann bliebe ja alles beim ALTEN.
MEIN
zwanghaftes Reinigen der Palette (Whatever that is) vor jedem Arbeitsbeginn an einem Bild ist nicht unbedingt auf eine Mysophobie der Farben zurückzuführen. Vielmehr ist es der Drang dem GESTERN zu entkommen. Ich will nur das UNVERMEIDBARE in das nächste Bild gelangen lassen.